Bio- und Neurofeedback

- unbewusste Vorgänge in unserem Körper trainieren girl-ge257a5a18_1920_1.jpg


Zunächst eine Bitte: Nehmen Sie einen Spiegel zur Hand und schauen Sie hinein. Wenn Ihnen an Ihrem Aussehen jetzt etwas nicht gefällt, werden Sie es
baldmöglichst ändern. Genauso ist es mit dem Biofeedback: Es fungiert als Spiegel. Körpersignale, die normalerweise unbewusst ablaufen, werden wahrnehmbar
gemacht und können jetzt willentlich beeinflusst werden.  

 

Wie funktioniert Biofeedback?

Nur das, was wir registrieren, können wir beeinflussen. Häufig werden uns körperliche Prozesse erst
dann bewusst, wenn sie unangenehm werden oder zu Beschwerden führen (z.B. Bluthochdruck,
Muskelverspannungen, Kopfschmerzen). Normalerweise werden diese Vorgänge von unserem
autonomen Nervensystem geregelt; sie entziehen sich unserem willentlichen Einfluss. Biofeedback
ermöglicht es, diese unbewusst ablaufenden Körperprozesse (z.B. Muskeltonus oder Pulsfrequenz)
sichtbar zu machen. Über spezielle Sensoren werden diese Körperparameter gemessen, auf einen
Computer übertragen und grafisch aufbereitet.
Auf dem Bildschirm sehen Sie dann, was in Ihrem Körper gerade vorgeht und wie Sie Ihre
Körperfunktionen durch Gedanken, Emotionen, Entspannung oder Stress verändern können. Es wird
Ihnen ein Spiegel vorgehalten.
Beim Neurofeedback, einem Spezialbereich des Biofeedbacks, werden die Gehirnaktivitäten mittels
EEG-Elektroden gemessen und auf den Computer übertragen. Auch diese Aktivitäten können Sie
gezielt verändern und nachhaltig trainieren.

Biofeedback ist ein nachhaltiger Lernprozess

Das Biofeedback-Training basiert auf dem Prinzip des implizierten Lernens, d.h. des Lernens durch
Erfahrung. Wer einmal Fahrradfahren gelernt hat, verlernt es nicht mehr. So ist es auch mit den
Fähigkeiten, die beim Biofeedback erlernt werden. Sie werden verinnerlicht. Um dahin zu kommen,
sind aktive Mitarbeit und Ausdauer während der Trainingsphase essenziell.

Wie läuft Biofeedback praktisch ab?

Je nach Beschwerdebild oder Indikation werden verschiedene Sensoren am Körper angebracht
(z.B. Fingersensor, Atemgurt, Sensoren zur Erhebung der Muskelspannung, EEG-Elektroden am Kopf).
Parameter wie Puls, Atemfrequenz, Schweißdrüsenaktivität werden kontinuierlich gemessen und am
Bildschirm sichtbar bzw. hörbar dargestellt, beispielsweise in Form von Linien, Balken, Tönen.
Auch Veränderungen der Gehirnaktivität können durch ein sichtbares und hörbares Feedback verstärkt
werden.
So können Sie unmittelbar beobachten, wie der eigene Organismus auf innere Vorgänge
(z.B. Vorstellen einer Stress-Situation) oder äußere Einflüsse (z.B. Lärm) reagiert.
In den Biofeedback-Einheiten werden anschließend individuelle Verhaltensweisen und Strategien
erarbeitet, um Körpersignale in die gewünschte Richtung zu verändern. Im weiteren Therapieverlauf
gelingt es dann zunehmend besser, die erprobten Strategien auch ohne Gerät im Alltag anzuwenden.

Neurofeedback_Process_Diagram.jpg

IsUnsignedNeurofeedback Process DiagramCC BY-SA 4.0

Wie lange dauert das Training?

Ein Biofeedback-Training wird in 3 Phasen unterteilt:

  1. Lernphase
  2. Automatisierungsphase
  3. Stabilisierungsphase

Eine Therapiesitzung dauert ca. 60 Minuten. Ein erfolgreiches Biofeedback-Training umfasst 10 bis 20 Sitzungen. Bei bestimmten Krankheitsbildern können aber auch mehr Therapieeinheiten notwendig
sein. In der Lernphase wird zweimal wöchentlich, danach je nach Bedarf einmal wöchentlich eine Sitzung empfohlen.

Typische Einsatzgebiete: 

  • Migräne, Spannungskopfschmerz **
  • Stress / Burnout
  • ADS/ADHS *
  • Konzentrationsstörungen
  • Legasthenie
  • Inkontinenz
  • Schlafstörungen
  • Tinnitus
  • Depressionen
  • Postraumatsche Belastungsstörungen
  • Angstzustände, Panikattacken
  • Chronische Schmerzen
  • Muskuläre Verspannungen
  • Bluthochdruck
  • Durchblutungsstörungen (z.B. M. Raynaud)
  • Unterstützendes Training bei der Behandlung von psychosomatischen Beschwerden
  • Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten im Alter
  • Spitzenleistungstraining (Peak Performance)

Biofeedback ist

  •  absolut schmerzfrei
  • gut mit anderen Therapien kombinierbar
  • frei von Nebenwirkungen
  • langfristig wirksam
  • auch für Kinder und Jugendliche geeignet
  • wissenschaftlich gut belegt

übrigens:

*Seit Juni 2018 ist Neurofeedback Bestandteil der interdisziplinären evidenz- und konsensbasierten
S3 Leitlinie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen im Kindes-, Jugend- und
Erwachsenenalter (AWMF-Registernummer 028-045) und wird damit als evidenzbasierte,
medizinisch sinnvolle Intervention angesehen.
**Die deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DGMK) empfiehlt in ihren evidenz-
basierten Leitlinien die Biofeedbacktherapie als eine nichtmedikamentöse Behandlungsform.

Kosten 

Gesetzlich Versicherte:

Kosten pro Sitzung: ca. 60,00€ 
In bestimmten Fällen werden die Therapiekosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Fragen Sie bei Ihrer Kasse nach. Gerne unterstützen wir Sie bei Ihren Bemühungen.


Privatversicherte:

Die Kostenübernahme bei privat versicherten Patienten ist in der Regel mit den entsprechenden
Diagnosen gesichert.

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